Abschalom kommt zurück, und alles ist wieder in Butter
1 Irgendwann kriegte Joab mit, dass sein Präsident David langsam, aber sicher wieder anfing, seinen Sohn Abschalom zu vermissen.
2 Schließlich rief er bei der „Job-Agentur Tekoa“ an und bestellte eine arbeitslose Schauspie-lerin zu sich nach Hause. „Hören Sie, ich möchte, dass Sie die Rolle einer Frau spielen, die gerade richtig traurig ist. Ziehen Sie sich dazu schwarze Trauerkleidung an, und schminken Sie sich dementsprechend, dass man den Eindruck hat, Sie trauern schon einige Tag um jemanden, der gerade gestorben ist.
3 Dann holen Sie sich einen Termin beim Präsidenten und tun genau das, was ich Ihnen sagen werden.“ Joab gab ihr noch den Text mit, den sie auswendig lernen sollte.
4 Nachdem die Frau das Büro vom Präsidenten David betreten hatte, legte Sie sich erst mal platt vor seinem Schreibtisch auf den Boden. „Sie müssen mir helfen, Herr Präsident“, stöhnte sie laut.
5 „Was ist los? Wo liegt das Problem?“, fragte David. „Ich lebe zurzeit von Hartz IV, mein Mann ist gerade gestorben.
6 Bis vor kurzem hatte ich noch zwei Söhne. Die haben sich aber bei der Arbeit voll in die Wolle ge- kriegt. Es war gerade keiner da, der sie stoppen konnte, die beiden sind voll aufeinander losgegangen, haben sich brutalst verprügelt, und der eine ist dann in der Notaufnahme gestorben.
7 Jetzt fordert plötzlich der Rest der Familie von mir, dass ich den einen Sohn, der noch lebt, freiwillig rausrücken soll. Sie wollen ihn wohl auch töten, weil er seinen Bruder umgebracht hat. Aber dann hab ich ja gar keinen Sohn mehr! Keiner wird meine Familie weiter-führen. Damit nehmen die mir doch meine letzte Hoffnung! Wenn die das wirklich durchziehen, hab ich keinen mehr, der in Zukunft unseren Familiennamen weiter tragen wird, unsere Familie wäre ausgestorben!“
8 „Hm, gehen Sie mal nach Hause, ich kümmere mich höchstpersönlich da drum!“, sagte der Präsident David.
9 „Aber wenn Sie jetzt was unternehmen, dann werden die Leute am Ende doch wieder mir und meiner Familie die Schuld dafür in die Schuhe schieben! Ihnen wird ja so was niemand vorwerfen, Sie sind schließlich der Präsident!“
10 „Wenn irgendjemand ankommt und rumnervt, schicken Sie den einfach zu mir. Ich sorg dafür, dass der in Zukunft sein Maul hält!“
11 „Könnten Sie das zu Papier bringen und unterschreiben? Wenn Sie das machen, bin ich mir sicher, dass der Typ, der so einen Hals auf uns hat, nicht noch üblere Sachen plant und mein anderer Sohn nicht auch noch getötet wird!“, meinte die Frau zu ihm. „Hey, ich schwöre Ihnen bei Gott, Ihrem Sohn wird absolut nichts passieren!“, antwortete David.
12 „Sie sind mein Präsident, Sie sind der Chef. Aber darf ich vielleicht noch was sagen?“ – „Schießen Sie los!“, lachte David.
13 „Also, was ich nicht verstehe, ist Folgendes: Warum ziehen Sie mit jemandem von Gottes Leuten, den Israe -liten, genau das Gleiche ab, was Sie gerade verurteilt haben? Wenn Sie das so durchziehen, wie Sie es gerade gesagt haben, verurteilen Sie sich ja selber, wenn Sie Ihren eigenen Sohn nicht zurückkommen lassen.
14 Ich meine, wir müssen doch alle mal sterben. Das ist so wie mit Wasser, das man auf den Boden schüttet. Es -versickert irgendwann und ist weg. Das Leben kann man nicht wieder zurückholen, wenn es einmal ausgeschüttet worden ist. Gott findet es aber nicht so toll, wenn noch mehr Leute sterben müssen. Darum will er auch, dass jemand, der mal verbannt und rausgeschmissen worden ist, eine zweite Chance bekommt! Er soll nicht für immer verbannt sein, denn dann wäre er ja auch immer aus seiner Nähe, aus der Nähe von Gott verbannt worden.
15 Mein Präsident, ich bin mit meiner Sache bei Ihnen gewesen, weil ich echt Panik vor meinen Verwandten hatte. Ich dachte, wenn ich dieses Anliegen meinem Präsidenten vortrage, könnte er mir vielleicht helfen.
16 ‚Der Präsident wird mich bestimmt vor diesem Typen retten, der meinen Sohn umbringen will. Er wird bestimmt auf meine Bitte eingehen‘, dachte ich so bei mir, ‚er hilft mir bei diesem Problem‘. Immerhin will der Typ ja auch das ganze Erbe, was mal meinem Sohn gehören soll, von uns weg-nehmen.
17 Ich war mir sicher, egal was mein Chef, mein Präsident, auch anstellen wird, anschließend hab ich meine Ruhe, und alles wird gut. Denn meinen Präsidenten kann man nicht bestechen, er ist so cool unterwegs wie ein direkter Angestellter von Gott. Man kann ihn nicht beeinflussen, er entscheidet immer gerecht. Gott soll Ihnen weiter zur Seite stehen und Ihnen immer helfen!“
18 „Okay“, antwortete David. „Aber eine Frage müssen Sie mir noch beantworten.“ – „Ja, was denn?“, antwortete die Frau.
19 „Der General Joab hat hier nicht seine Finger mit ihm Spiel, oder?“ – „Wow, Sie merken aber auch alles, Herr Präsident, man kann Ihnen einfach nichts vormachen!“, rief die Frau. „Das stimmt tatsächlich, der General Joab hat mir diesen Job vermittelt. Er hat mir genau erklärt, was ich sagen soll.
20 Er wollte hintenrum versuchen, Sie zu überzeugen, aber Sie haben es sofort kapiert. Sie haben wirklich den Durchblick, Sie sind so schlau wie der Chef-engel von Gott. Der hat ja auch voll den Durchblick über alles, was auf der Erde so abgeht.“
21 David rief dann bei seinem General Joab an und sagte ihm am Telefon: „Hallo, Joab! Ist okay, ich werde das tun, was Sie von mir möchten. Holen Sie mir den Jungen, meinen Abschalom, wieder zurück nach Hause!“
22 Joab war total begeistert: „Gott soll Sie deswegen fett beschenken, mein lieber Präsident David!“, sagte er zu ihm. „Spätestens jetzt weiß ich, dass Sie mich wirklich mögen, weil Sie meinen Wunsch erfüllt haben!“
Abschalom schafft es, dass sein Vater ihm verzeiht
23 Joab fuhr dann sofort nach Geschur, holte Abschalom ab und brachte ihn wieder zurück nach Jerusalem.
24 Der Präsident gab aber den Befehl raus: „Ich will ihn nicht sehen! Er darf wieder in sein eigenes Haus gehen, aber da soll er auch bleiben!“ Abschalom zog also in seine alte Bude, aber zum Präsidenten hatte er keinen Zugang.
25 Dabei hatte Abschalom mittlerweile voll die Fangemeinde in Israel. Überall hingen Poster von ihm rum, keiner sah so stylisch und gut aus wie er. Sein Outfit, seine Haare, sein Körper, alles war irgendwie perfekt.
26 Er hatte sehr volles und schönes Haar. Wenn er einmal im Jahr zum Friseur ging, wog die Mähne, die man bei ihm abschnitt, alleine jedes Mal zweieinhalb Kilo.
27 Er hatte drei Söhne und eine Tochter, die Tamar hieß. Sie sah auch unheimlich geil aus.
28 Dann lebte Abschalom zwei Jahre in Jerusalem, ohne auch nur einmal seinen Vater getroffen zu haben.
29 Irgendwann versuchte er mal ein Treffen mit Joab zu organisieren, um gemeinsam zu überlegen, wie man es doch noch hinbekommen könnte, dass das Ding mit seinem Vater wieder in Ordnung kommen würde. Joab sagte das Treffen aber ab. Abschalom startete einen zweiten Versuch, aber auch dieses Mal wollte Joab nicht kommen.
30 Schließlich hatte er einen Idee. Er sagte zu seinen Angestellten auf dem Hof, sie sollten mal das Getreidefeld von Joab anzünden. Das lag nämlich direkt neben seinen Feldern. Die Angestellten erledigten den Job und steckten das Feld in Brand.
31 Fünf Minuten später klingelte das Handy von Abschalom: „Was sollte das? Warum haben Ihre Leute meine Felder angezündet?“
32 „Das war der einzige Weg, dass Sie sich endlich mal bei mir melden“, antwortete Abschalom. „Ich wollte Sie bitten, ob Sie nicht beim Präsidenten noch mal ein gutes Wort für mich einlegen könnten. Können Sie ihm nicht was von mir ausrichten? Sagen Sie ihm bitte, dass ich mich echt frage, warum ich überhaupt von Geschur wieder zurück nach Hause gekommen bin. Ich hätte mal besser da bleiben sollen. Ich will ihn endlich mal wiedersehen! Wenn er mich aber immer noch anklagt und denkt, ich hätte die alleinige Schuld an der ganzen Sache, dann soll er mich meinetwegen umbringen lassen.“
33 Joab ging dann zu David und erzählte ihm, was Abschalom gesagt hatte. David ließ dann sofort Abschalom holen. Als der zur Tür reinkam, warf er sich erst mal vor David auf den Fußboden, mit dem Gesicht zur Erde. Der Präsident hob ihn aber auf und umarmte ihn ganz fest.