2.Sam 15

Die Abschalom-Revolte

1 Einige Monate später kaufte sich Abschalom einen weißen Mercedes S-Klasse. Dazu stellte er eine Leibwache von 50 Leuten an, die auf Motor-rädern in einer Kolonne vor und hinter ihm herfuhren.
2 Jeden Morgen stellte er sich mit diesem Zug an der Straße beim Stadttor auf. Das war genau der Weg, den die Leute gehen mussten, wenn sie zum Gericht wollten, um die öffentlichen Verhandlungen zu verfolgen. Bei diesen Verhandlungen traf dann ja immer der Präsident als Richter die letzten Entscheidungen. Immer wenn die Leute an Abschaloms Auto vorbeikamen, fragte er: „Wo kommen Sie her?“ Wenn der dann zum Beispiel antwortete: „Ich komm aus Stadt XY und gehöre zum Familienstamm YZ“,
3 sagte er zu ihm: „Hey, Ihr Anliegen ist bestimmt total richtig und wichtig! Aber bei dem Präsidenten werden Sie damit auf Granit beißen.
4 Wenn ich hier das Sagen hätte, dann würde ich garantiert anders entscheiden. Jeder würde zu seinem Recht kommen!“
5 Immer wenn die Leute dann voll Respekt hatten und sich vor ihm verbeugen wollten, umarmte er sie ganz herzlich und schüttelte ihre Hände.
6 Das zog Abschalom eine Zeitlang bei jedem durch, der irgendwie auf dem Weg zum Gericht war. Auf die Art sorgte er dafür, dass David bald voll unbeliebt wurde, aber Abschalom fanden alle ganz toll.
7 Nach vier Jahren schrieb Abschalom eine Mail an den Präsidenten: „Lieber Papa, ich möchte nach Hebron gehen, um dort das Versprechen einzulösen, was ich Gott mal gegeben hab.
8 Als ich noch in Geschur in Syrien gewohnt habe, hab ich Gott mal was ganz fest versprochen. Ich hab ihm gesagt: ,Wenn du mich wieder nach Jerusalem bringst, dann werde ich für dich ein fettes Dankopfer abfackeln!‘ Darf ich? Ich tue alles, was du sagst! Dein Abschalom.“
9 „Hallo, Abschalom, ist total in Ordnung, geh ruhig!“, antwortete David. Abschalom ging also nach Hebron.
10 Vorher schickte Abschalom jedoch an die Chefs von den einzelnen Familienstämmen von Israel eine Rundmail. Dort stand drin: „Dies ist eine Bekanntmachung: In dem Augenblick, wenn im ganzen Land die Sirenen losheulen, ist das ein Zeichen, dass Abschalom in Hebron zum neuen Präsidenten gemacht worden ist!“
11 Zweihundert Männer aus Jerusalem begleiteten Abschalom auf seinem Weg nach Hebron. Aber keiner hatte eine Ahnung, wozu sie überhaupt eingeladen worden waren. Was Abschalom in Wirklichkeit geplant hatte, wusste keiner.
12 Als die große Party mit der Opfersession schon in vollem Gange war, ließ Abschalom Ahitofel, den Manager von David, holen. Der wohnte zu der Zeit in Gilo. Die Macht von Abschalom weitete sich immer weiter aus, immer mehr Leute fanden ihn voll geil und wollten ihn als neuen Präsidenten haben.

David muss aus Jerusalem abhauen

13 An einem Morgen war ein großer Artikel in der Zeitung mit der Überschrift „Hebron: Alle wollen Abschalom als neuen Präsidenten!“ Als David das las,
14 sagte er zu seinen Männern, die bei ihm in Jerusalem waren: „Wir müssen uns schleunigst verpissen! Das ist die einzige Möglichkeit, um sich noch vor Abschalom und seinen Männern zu retten. Schnell weg hier, bevor es zu spät ist! Wenn er uns hier erwischt, wird es viele Tote geben.“
15 Seine Männer antworteten: „Sie sind der Chef, wir tun, was Sie sagen. Aber wir halten auf alle Fälle immer zu Ihnen!“
16 David packte seine Frauen und Kinder ein und verließ die Stadt. Seine Angestellten kamen auch mit, nur zehn von seinen Nebenfrauen sollten im Präsidentenpalast bleiben, um sich dort um alles zu kümmern. Es war damals normal, mit vielen Frauen verheiratet zu sein, wenn man es sich kohletechnisch leisten konnte.
17 Seine ganze Truppe, die dort in der Stadt stationiert war, folgte ihm, ihrem alten Präsidenten. David stoppte beim Ortsausgang
18 und ließ die ganze Armee an sich vorbeiziehen. Auch die Security-Leute und seine Bodyguards sowie die 600 Männer aus Gat waren dort am Start.
19 David erkannte einen von deren Chefs, der Ittai hieß, und rief ihm zu: „Moment mal! Warum sind Sie auch dabei? Gehen Sie mal wieder zurück und dienen dem neuen Präsidenten! Sie sind doch hier gelandet, weil Sie als Ausländer einen Asylantrag bei uns am -Laufen haben.
20 Gerade erst bei uns angekommen, und schon wollen Sie gleich wieder fliehen? Ich kann ja für nichts garantieren! Keine Ahnung, wo ich jetzt mit meinen Männern erst mal landen werde. Gehen Sie doch ruhig wieder zurück in die Stadt, und nehmen Sie auch gleich Ihre Leute mit. Danke, dass Sie so treu zu mir halten wollten! Gott wird Sie dafür fett beschenken!“
21 „Nee nee, das kommt nicht in die Tüte!“, sagte Ittai. „Ich schwör bei Gott, solange Sie leben, werde ich immer genau da sein, wo auch Sie sind! Sie sind mein Chef, und ich folge Ihnen, egal ob ich dabei draufgehe oder nicht!“
22 „Okay, dann sind Sie dabei!“, sagte David zufrieden. Ittai und seine Leute zogen dann mit ihren Sachen auch am Präsidenten -vorbei.
23 Alle Leute, die dort am Weg standen, waren voll traurig und fingen an -loszuheulen, als David mit seinen Männern an ihnen vorbeizog. Die Truppe zog dann über den Bach Kidron und marschierte in Richtung Wüste.
24 Auch der Chefpriester Zadok wollte mitkommen und war mit allen Levi-Leuten im Zug dabei. Dazu hatten sie die besondere Kiste mit den Gesetzen im Auto mitgenommen! Sie packten die dort aus, und der Priester zog Abfackelopfer durch, bis die ganze Truppe aus der Stadt draußen war und den Bach Kidron überquert hatte.
25 David sagte zu Zadok: „Bringen Sie mal die Kiste wieder zurück in die Stadt. Wenn Gott auf meiner Seite ist, werde ich schon irgendwann wieder an den Ort kommen können, wo die bis dahin gebunkert wur- de.
26 Wenn Gott aber keinen Bock mehr auf mich hat, dann kann er sowieso mit mir machen, was er will.
27 Bleiben Sie in der Stadt und beobachten Sie die Lage. Gehen Sie mal ganz entspannt wieder zurück nach Jerusalem, ja? Sie alle, Sie selbst, Ihr Sohn Ahimaaz und auch Abjatar mit seinem Sohn Jonatan.
28 Ich bleib erst mal hier an der Grenze zur Wüste und warte auf eine Nachricht von Ihnen, was in der Stadt gerade abgeht.“
29 Also brachten Zadok und Abjatar die Kiste mit den Gesetzen wieder zurück nach Jerusalem und blieben erst mal dort.
30 David ging auf einem kleinen Berg spazieren, wo viele Olivenbäume standen. Er hatte keine Schuhe an, hielt die Hände vor sein Gesicht und war voll am Heulen. Die Leute, die mit ihm gegangen waren, flennten auch voll rum.
31 Dann kam auch noch die Meldung rein, dass Ahitofel sich auf die Seite von Abschalom geschlagen hatte. David betete: „O Gott, ich bitte dich, dass aus dem schlauen Kopf von Ahitofel ab sofort nur noch Schwachsinn rauskommt!“
32 Schließlich war er auf der höchsten Stelle des Berges angekommen. Auf einmal lief ihm sein alter Freund Huschai entgegen. Huschai war ein Arkiter. Er hatte sein T-Shirt zerrissen und sich etwas Erde auf den Kopf gestreut. Das tat man damals, um zu zeigen, dass gerade irgendwas Schlimmes passiert ist.
33 „Hey, Huschai, bitte komm nicht mit mir! Im Moment kann ich dich hier nicht gebrauchen.
34 Du könntest aber mal wieder zurück in die Stadt gehen und versuchen, dich bei Abschalom etwas einzuschleimen. Sag ihm, er wäre jetzt dein neuer Präsident und du findest ihn ganz toll. Du kannst ihm auch sagen, dass du ja früher alles für seinen Vater getan hast und würdest das jetzt auch für ihn machen. Vielleicht könntest du für mich auch ausspioniern, was Ahitofel plant?
35 Die Priester Zadok und Abjatar sind auch in der Stadt geblieben. Sag ihnen alles, was du im Präsidentenpalast an Informa-tionen sammeln kannst.
36 Durch ihre Söhne Ahimaaz und Jonatan werden dann die Sachen an mich weitergeleitet.“
37 Davids Freund Huschai war gerade zu der Zeit nach Jerusalem gekommen, als Abschalom in die Stadt einzog.